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Interviewreihe: Perspektiven der Elternbegleitung

Diversität in der Elternbegleitung
Mit Gośka Soluch, Dipl.-Sozialwissenschaftler:in, Supervisor:in, Prozessbegleiter:in sowie langjährige Dozent:in der Qualifizierung von Elternbegleiter:innen. 

Kinder und Jugendliche: Klein und allein
Deutschland missachtet das Wohl seiner Kinder. Das wird bald bittere Konsequenzen haben. Für alle.
(
Ein Kommentar von Johanna Schoener, ZEIT 1/2023)
In dem Artikel „Kinder und Jugendliche: Klein und allein“, der am 29.12.2022 auf der Titelseite der Zeit veröffentlicht wurde, schreibt Johanna Schoener, dass Kinder in die Kategorie „low hanging fruits - tief hängende Früchte“ fallen. In der Business-Sprache werden damit Aufgaben bezeichnet, die mit einfachem Aufwand gewinnbringende Erfolge versprechen. Auf Kinder bezogen wären das: Fürsorge, Aufmerksamkeit und Sicherheit.
Dass es von allem zu wenig gibt, zeigen die Alarmrufe aus Kinderkliniken, Kitas oder Schulen, denn den Kindern fehlt es überall an verlässlichen Erwachsenen. Die vom Bund verordneten schulischen Aufholprogramme und der Versuch der Kommunen, den vielfältigen Aufgaben zur Kinderbetreuung nachzukommen, reichen nicht aus. Schoeners Antwort darauf lautet: „Was fehlt, ist eine gemeinsame Strategie, die endlich auf Prävention setzt. […] Lieber heute die frühkindliche Bildung verbessern als morgen Jugendliche im Jobcenter betreuen. […] Es braucht jetzt Antworten auf eine der wichtigsten innenpolitischen Fragen: Wie ermöglicht man allen Kindern ein gutes Aufwachsen – trotz Dauerkrise?“

Das Bundesprojekt „Verstetigung und Qualitätssicherung von Elternbegleitung“ nimmt sich diesen Fragen an. Viele der bisher über 14.500 bundesweit zertifizierten Elternbegleiter:innen verfolgen die Aufgabe, Mütter und Väter frühzeitig und zielgruppengerecht für die Bildungsverläufe ihrer Kinder zu sensibilisieren, zu den Übergängen im Bildungssystem zu beraten und die Selbsthilfe zu stärken. Was diesen Fachkräften oft fehlt, ist das Bestreben von Einrichtungen, Trägern und Kommunen, Elternbegleitung als durchgängiges Standardangebot in ihr Portfolio für Familien aufzunehmen. Dieses Anliegen der lokalen Implementierung von Elternbegleitung voranzutreiben, ist das erklärte Ziel aller Mitarbeitenden der im Konsortium Elternchance zusammengeschlossenen Verbände.

Hochschulbericht 2020/2021 der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB), März 2022
(Seite 67 – 69, Kapitel 3.8)

Zehn Jahre Elternbegleitung (2011–2021) -
Bilanz der wissenschaftlichen Begleitforschung an der EHB

https://www.eh-berlin.de/fileadmin/Redaktion/2_PDF/PRESSE/PDF_Hochschulberichte/BerichtdesRektorats_2020_2021.web.pdf

Professorin Dr. Julia Lepperhoff betont hier: "In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Landschaft der Familienbildung und Familienförderung insgesamt stark gewandelt. Elternbegleitung spielt in dieser Entwicklung eine wichtige Rolle; im Rahmen der Laufzeit der Bundesprogramme etablierte sich Elternbegleitung als „Marke“. Der hohe Bedarf nach neuen Formen konstruktiver Zusammenarbeit mit Eltern und die wachsende Bedeutung des Themas frühkindliche Bildung wurden mit dem Qualifizierungsangebot direkt adressiert. Elternbegleitung hat sich somit als wichtiger Baustein zu einer breiten Verankerung von kommunaler Familienförderung im Erziehungs- und Bildungsbereich etabliert."
Das Kompetenzteam „Frühe Bildung in der Familie“ an der EHB mit Prof. Dr. Julia Lepperhoff, Dr. Lena Correll und Selina Chwoika M.A. berät und unterstützt mit seiner wissenschaftlichen Expertise Vorhaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Bereich der frühkindlichen Bildung und Familienbildung. Der Schwerpunkt der Tätigkeit in den letzten zehn Jahren war hierbei die wissenschaftliche Begleitung der Qualifizierung zur:zum Elternbegleiter:in.