Leitbild Forum Familienbildung

»Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.« Bereits in den ersten Kapiteln der Bibel wird deutlich, dass Menschen zur Gemeinschaft bestimmt und auf Liebe, Fürsorge, Erziehung und Pflege angewiesen sind. Gleichzeitig gehört der Wunsch nach Erkenntnis, Entdeckung, nach Entwicklung und Eigenständigkeit konstitutiv zum Menschsein. In der Ambivalenz von Angewiesenheit und Autonomie wird Familienleben erfahren. Ehe, Partnerschaft, Verantwortung für Kinder, Pflegebedürftige und Kranke werden geprägt durch Bildungsprozesse, die Bedingungen des Erwerbslebens und die gesellschaftliche Gestaltung von Lebensrisiken.
[aus: Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der EKD, 2013]

Wir begreifen Familie als verbindliche Lebensgemeinschaft, in der generationsübergreifende Verantwortung füreinander und miteinander übernommen wird. Dabei erkennen wir die gesellschaftliche Pluralität unterschiedlicher familiärer Lebensformen ausdrücklich an und begegnen allen Familienkonstellationen mit Wertschätzung und Respekt.

Es ist uns bewusst, dass Familienleben einem ständigen Wandel und immer neuen Herausforderungen unterworfen ist. Familie hat vielfältige Ausprägungen und als Ort der Gemeinschaft muss sie immer wieder neu hergestellt und von den Familienangehörigen „mit Leben gefüllt“ werden. Familien haben Anspruch auf Unterstützung bei diesem „Doing Family“ [vgl. Jurczyk u.a. 2013] und zwar nicht nur auf der ökonomischen Ebene, sondern auch auf der Ebene der persönlichen Weiterentwicklung.

Evangelische Familienbildung basiert auf einem mehrdimensionalen und ganzheitlichen Bildungsbegriff, der die Entwicklung und Entfaltung der ganzen Person zum Ziel hat [vgl. EKD 2003]. Dabei nimmt Familienbildung die Entwicklung des Menschen ganzheitlich und mit allen Dimensionen ihres Lebens in den Blick. Insbesondere stellen Familienbildungsstätten wichtige (Bildungs)Orte außerhalb der Familien selbst dar, an denen ein gemeinsames Lernen der Generationen stattfinden und begleitet werden kann.

Evangelische Familienbildung setzt bei den Bedürfnissen der ganzen Familie und/oder der einzelnen Familienmitglieder an und berücksichtigt dabei unterschiedliche Lebensphasen und Lebenslagen. Sie gibt Orientierungshilfen bei biographischen Übergängen, in Krisen und bei der Suche nach Werten und Sinn. Dabei will sie mit ihren Bildungsangeboten Familien gleich welcher Zusammensetzung, Religion, Herkunft oder Nationalität würdigen, stärken und unterstützen. Im Zentrum geht es dabei um Empowerment für Familien. Evangelische Familienbildung erfüllt damit einen wesentlichen Teil der öffentlichen Verantwortung für die Förderung der Erziehung in der Familie nach § 16 SGB VIII [vgl. Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft 2013]. Gleichwohl bleibt Evangelische Familienbildung ein Angebot für alle Familien.

Unter dem neuen Dach der familienpolitischen eaf wird das Forum Familienbildung als Zusammenschluss der Evangelischen Familienbildungsstätten neben der fachlichen und konzeptionellen Weiterentwicklung sein Engagement verstärken, gemeinsam mit anderen freien Trägern den Stellenwert der Familienbildung in den Strukturen der Kinder-und Jugendhilfe weiter zu festigen. Insbesondere wird es sich für angemessene Rahmenbedingungen für die Familienbildung durch verlässliche öffentliche Förderungen und Beteiligungen einsetzen.

Darüber hinaus versteht sich das Forum Familienbildung aber auch als Lobby für Familien. Es wird sich in Zukunft unter dem Dach der eaf besonders engagiert für familienfreundliche, soziale und gerechte Lebensbedingungen einsetzen sowie gegen die strukturelle Benachteiligung von Familien in Kirche und Gesellschaft eintreten.