Dokumentation der Workshops

Jahrestagung "Familienpolitik krisensicher gestalten" am 15./16. September in Hannover

AG 1: „Von Krabbelgruppe bis Kaffeetrinken: Familienbildungsstätten als Entlastungs- und Begegnungsort“

Magdalene Martensen, Leiterin der Ev. Familien-Bildungsstätte Hildesheim, stellt ihren Input unter die Überschrift „Familien krisensicher in die Zukunft – Wie geht das?". Ausgehend von einem erweiterten Bildungsverständnis zeigt sie die klassischen Kurs-Angebote, Formate und Projekte vor der Pandemie kurz auf. Diese leben durch die reale Begegnung. Doch damit war im Lockdown Schluss. Nicht nur die Familien wurden herausgefordert, auch die Familien-Bildungsstätten. Familienbildung mit Kontaktbeschränkungen – wie soll das gehen? Wie erreichen wir die Familien? Wie erreichen die Familien uns? Wie können wir die Familien weiter unterstützen? Die Mitarbeitenden in den Familien-Bildungsstätten wurden aktiv. Frau Martensen stellt Praxisbeispiele aus sechs niedersächsischen Familien-Bildungsstätten vor: innovativ, vielfältig, kreativ. Dabei spielen die digitalen Möglichkeiten eine besonders große Rolle.
In der anschließenden Diskussion wurden noch mehr gute Praxisbeispiele genannt und Erfahrungen geteilt. Gelingensbedingungen, Ressourcen und Erfolgsfaktoren wurden aufgezeigt und herausgearbeitet. Welche Angebote haben sich bewährt? Was wird bleiben? Was soll bleiben? Familienbildung wird Präsenz bleiben, aber intern und extern die Möglichkeiten der Online-Begegnungen weiterhin nutzen. Der Ausbau und die Weiterentwicklung digitaler Bildungsformate ist eine Chance für die zukünftige Profilierung der Familienbildung.

AG 2: „…dann kommt der Prophet eben zum Berg: Wie Kirchgemeinden Familien erreichen“

In der zweiten AG stellte Frau Lehrke-Ringelmann, Koordinatorin im Paulus-Familienzentrum in Burgdorf, die nachfolgenden Projekte vor:

  • FuN – Familie und Nachbarschaft: Präventionsprogramm für Familien in Kooperation mit zwei Kitas anderer Träger, Kontakt und Beratung fand auch zuhause (vor der Tür) und Treffen auch auf dem Spielplatz statt.
  • Familiensprechstunde in den KiTas vor Ort (zurzeit draußen, Beratung auch bei „walk and talk“)
  • Pädagogischer Mittagstisch in der Schule, anschließend Hausaufgabenhilfe im Kirchenzentrum
  • Internationaler Spielkreis im Nachbarschaftstreff
  • „Paule und Paulinchen“: Entlastung (zuhause) und Begleitung von Familien mit kleinen Kindern
  • Überraschungskirche: Freitagnachmittag für die ganze Familie (auch Großeltern, Freunde und Verwandte) mit anschließendem Abendessen (in der Coronazeit im Krippengarten, im Stadtpark, als „Ü-Kirche to go“).

In einer anschließenden Austausch- und Diskussionsrunde wurden Gedanken und Anregungen der Teilnehmenden zur Ergebnissicherung auf einer Pinnwand festgehalten.

Für eine erfolgreiche Ansprache von Familien kann als Fazit genannt werden, dass Haltung, Motivation, aktives Handeln, Vernetzung und Kooperation elementar sind, um als Kirchengemeinde im Sozialraum präsent zu sein.

AG 3: „Gut versorgt die Seele baumeln lassen: Familienerholung“

Axel Nickol (Fachbereichsleiter Reise und Erholung) bei der Diakonie Ruhr-Hellweg
Büro Arnsberg, Clemens-August-Str. 10, 59821 Arnsberg, Tel. 02931 / 78633-12
E-Mail: anickol@diakonie-ruhr-hellweg.de

Herr Nickol gehört zum Vorstand der Evangelischen Familienerholung. Er informierte zu Strukturen und Aufgaben seines Arbeitsgebietes sowie über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Individualförderung für Familien in den Bundesländern.

Seit den 1950er-Jahren laden evangelische Familienferienstätten in Deutschland Familien in den Urlaub ein. Was als Erholungsfürsorge begann, entwickelte sich über das von 1961 bis heute zu einer Leistung der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 1991 gehören Familienerholung und Familienfreizeiten zu § 16 Abs. 2 Sozialgesetzbuch VIII und werden 2017 von acht Bundesländern bezuschusst. Dabei ist Familienerholung mehr, als das Wort besagt: „Erholung“ für und mit der Familie steht zwar im Zentrum, bildet aber zugleich den „Rahmen für ein von Erleben, Erfahrung, Bildung, Beratung, Kommunikation usw. inhaltlich gefülltes Leistungsangebot zur nachhaltigen Stärkung von Erziehungs- und Familienkompetenz und Familiengesundheit“.
(siehe auch: Germer, Karin: Evangelische Familienferienstätten: Orte der Begegnung und des informellen Lernens in: FPI 4/2017; https://www.eaf-bund.de/sites/default/files/2017-11/171107_fpi_4_end.pdf).

Gemeinnützige Familienerholung ist öffentlich geförderte Familienhilfe. Sie wird wahrgenommen von der Evangelischen Familienerholung, dem Katholischen Arbeitskreis Familienerholung e. V. und dem Gemeinsamen Arbeitskreis für Familienerholung (Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung; https://www.bag-familienerholung.de/) und den zuständigen Bundes- und Landesministerien.
Die Evangelische Familienerholung der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband (https://www.ev-familienerholung.de/) ist ein Zusammenschluss von unterschiedlichen, gemeinnützig tätigen evangelischen Einrichtungen für Familienferien und Familienurlaub. Sie umfasst Familienferienstätten, Familienferiendörfer, Familienerholungsheime und Ferien- und Erholungszentren. Eingeschlossen in diesen Verbund sind die Diakonischen Werke der Gliedkirchen der EKD (Entsendestellen) und die Veranstalter von landesweiten, evangelischen Familienerholungsangeboten (zum Beispiel: Gemeindedienste).
Die Evangelische Familienerholung ist der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband angeschlossen und somit Mitglied in einem freien Wohlfahrtsverband.
Das Leitbild der Evangelischen Familienerholung will Orientierung geben, Profil zeigen und Wege in die Zukunft weisen. Die Mitglieder der Evangelischen Familienerholung sagen damit, wer sie sind, was sie tun und warum sie es tun. Sie verstehen das Leitbild als Selbstverpflichtung.
(siehe auch: https://www.ev-familienerholung.de/leitbild/)

Weiterführende Materialien und Adressen:

Katalog der Ferienangebote

Werkbuch Familienerholung

DJI-Studie Impulse für die Weiterentwicklung der Familienerholung nach § 16 SGB VIII"

Zur Geschichte der Familienerholung

Stiftung Evangelische Familienerholung

AG 4 : „Mit Netz und doppeltem Boden: Regionales Familienbündnis“

Andrea Spree, Familienbündnis Region Osnabrück

Das Familienbündnis der Region Osnabrück ist eines der größten regionalen Familienbündnisse. Aufgrund guter personeller Ausstattung und aktiver Unterstützung aus der Politik (Schirmherrschaft von Oberbürgermeister/in und Landrat/Landrätin) kann es zahlreiche Arbeitskreise und Projektgruppen betreiben: Von der Zertifizierung und Re-Zertifizierung von mittlerweile 103 familienfreundlichen Unternehmen über ein Eltern-Kind-Café für Studierende mit Kindern bis hin zur Einrichtung stillfreundlicher Orte und der Verschönerung eines heruntergekommenen Kinderspielplatzes in der Innenstadt ist alles dabei.

Interessierte Nachfragen gab es zur Organisation und Finanzierung der Kindernotfallbetreuung. Dieser besondere Service ermöglicht den teilnehmenden Betrieben, ihren Mitarbeitenden im Falle von Krankheit der Kinder oder Ausfall der üblichen Betreuungspersonen eine Betreuung der Kinder zu Hause anzubieten. Durch Mitgliedsbeiträge der teilnehmenden Unternehmen wird die Festanstellung von zwei Tagesmüttern bei der kooperierenden evangelischen Familienbildungsstätte (fast vollständig) finanziert. Größere Bedarfe werden durch zwei zusätzliche Honorarkräfte aufgefangen.

Weitere Nachfragen kamen zur aktuellen Tätigkeit der Servicestelle für Familienbündnisse und zu der Frage, wie das Familienbündnis Kenntnis von den Bedürfnissen der Familien in der Region erhält. Dies geschieht über Rückmeldungen der Kooperationspartner/innen aus den Arbeitskreisen und Projektgruppen, wie beispielsweise Hebammen, Sozialverbände und der Studierendenvertretung und auch aus der Arbeit der Fachdienste „Kinder“ und „Familie“ der Stadt Osnabrück sowie aus dem Fachdienst „Jugend“ des Landkreises Osnabrück.