Verantwortungsgemeinschaft – Mögliche Perspektiven

Fachaustausch, 17. – 18. November 2022 in Berlin

Fachaustausch der Landesarbeitskreise und Fachverbände
 

Ein spannender Austausch mit den Landesarbeitskreisen und den Fachverbänden der eaf: Wir nutzten erstmals das jährliche Treffen unserer Mitglieder für einen gemeinsamen Fachaustausch. Unser Thema war die von der Ampelkoalition geplante Verantwortungsgemeinschaft. Fachliche Inputs kamen von Dr. Julia Teschlade (Humboldt-Universität zu Berlin) zum Thema „Für wen ist die Verantwortungsgemeinschaft gedacht? Blick auf Geschlechtergerechtigkeit und sozialen Ausgleich“ und von Oberkirchenrat Dr. Steffen Merle (Kirchenamt der EKD) mit einem „Kirchlich-theologischen Blick auf Verantwortungsgemeinschaften“. Das gab uns Gelegenheit, den Stand des Vorhabens und die verschiedenen Ansätze der Koalitionspartner sowie die Frage möglicher Zielgruppen und Rechtsfolgen im Kontext der Ehe als formalisierter Zweierbeziehung zu erörtern. Mit Frau Dr. Teschlade machten wir uns die Risiken und Spannungsverhältnisse von unterschiedlichen Sorgearrangements bewusst. Um „Sorgearrangements zweiter Klasse“ zu vermeiden, sollten Rechte und Pflichten in der Konzeption eines neuen Rechtsinstituts gerecht verteilt werden. Dr. Merle wies auf die dafür notwendige Haltung in einem sozialethischen Koordinationssystem hin. Familiäre und familienähnliche Strukturen sollten in ihren gelingenden und nicht gelingenden Beziehungen respektiert und der Blick darauf gerichtet werden, was den Menschen dient. In der Diskussion um Haltung, Handlung und Verantwortung kam die Frage in den Fokus „wer für die sorgt, die für andere sorgen“. Gemeinsam diskutierten wir, welche Auswirkungen eine neue Institution „Verantwortungsgemeinschaft“ auf das Zusammenleben von Familien haben könnte.

Bei unserem Besuch im Bundesministerium der Justiz am darauffolgenden Tag sprachen wir auch mit Pressesprecher Eike Hosemann über die Verantwortungsgemeinschaft sowie über weitere familienrechtliche Vorhaben der Bundesregierung. Ebenfalls sehr aufschlussreich war zum Abschluss des Treffens eine Führung durch das Ministerium mit vielen interessanten Informationen über das Haus und seine wechselvolle Geschichte.